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Kommunikation in der Beziehung, oder: Miteinander reden

Aktualisiert: 9. Okt. 2023

Es heisst ja immer (und ich betone es gerne), dass Kommunikation in einer Partnerschaft sehr wichtig sei: Man solle offen über alle Themen reden, Schwierigkeiten direkt ansprechen, und Unangenehmes nicht immer rausschieben. Aber: Muss man im Alltag wirklich über jedes (jedes!) Problem reden und alles in voller Länge ausdiskutieren? Oder was beinhaltet eigentlich eine «offene und ehrliche Kommunikation» in einer Partnerschaft?

Kurz vorweg: Nein, man muss nicht immer alles zu Ende diskutieren. Und wenn jetzt die lesenden kommunikationsfreudigen Menschen laut aufschreien und die kommunikationsfauleren Menschen sagen «Gsehsch, das hani doch immer gseit!», haben beide doch nicht ganz recht. Etwas sollte aber klar sein: Jedes Paar hat seine Probleme. Und Probleme müssen besprochen werden. Das ist gewissermassen ein Gesetz, und von diesem sollten wir nicht abweichen. Genau das tun wir aber. Immer und überall. Weil es angenehmer ist. Lieber diskutieren wir nämlich jederzeit und gerne über die kleinen nervigen Dinge, wie herumliegende Socken, Staub unter dem Sofa oder Elternabende in der Kita.

Felizitas Ambauen hat für Anyworkingmom einen wunderbaren Beitrag geschrieben zu dem Thema, mit dem Titel «Tipps für Eltern-Kommunikation: Don’t mix farts and shits!». Sie nennt diese kleinen Streitereien Farts und sagt, dass man sie aushalten und bestmöglich überstehen soll, ohne in vollen Körperkontakt mit dem Gegenüber zu gehen. Die Fürze stinken zwar, sind aber eigentlich keine nennenswerten Sachen. Die grossen Probleme aber, die Shits, die brauchen eine sehr konkrete und intensive Konfrontation.

Man darf als Paar natürlich durchaus die 5 einmal grade stehen lassen, Themen wie dem Alltag und die Organisation von ebendiesem den Vorzug geben, und es einfach mal gemütlich haben miteinander. Man muss nicht jeden Moment, den man miteinander hat, nützen, um irgendwas zu bewältigen.

Als Beispiel ein klassisches Thema: Geld. Führt in den meisten Beziehungen zu Problemen. Gibt es nicht selten, wenn etwas Grösseres angeschafft werden muss, ein grosses Drama? Und wenn man dann abends zusammen auf dem Sofa sitzt und die Kinder endlich schlafen, heisst es sooft: «Jetzt müemer mitenand redä.» Das macht aber keinen Sinn. Ein wesentlich besseres Vorgehen für Diskussionen über solche heiklen Themen: Agenda zücken, Termin vereinbaren. Dann können sich beide darauf vorbereiten, und die nötige Ruhe mitbringen, die es in solchen Momenten braucht. Es braucht niemand dauernd in einer Hab-Acht-Stellung zu sein, um eine Mauer hochfahren zu können, sobald das Thema zum Thema wird, und das Gegenüber muss nicht die ganze Zeit wie ein Luchs warten, um dann bäm! im passenden Moment auf den anderen loszuspringen.

Es gibt wenige Themen, die man unmittelbar thematisieren muss – auch wenn das subjektive Gefühl spontan etwas anderes anzeigt. Meistens sind es nicht unmittelbar lebenswichtige Sachen, die anstehen, sondern Themen, bei welchen sich ein Paar immer wieder in die Haare kriegt. Und genau da hilft es, ein wenig Druck rauszunehmen, indem man sich vorbereiten kann, sich Zeit nimmt und das Problem sortiert. Denn um die wirklich wichtigen Dinge zu besprechen, sollten beide Partner unbedingt in der richtigen Verfassung dazu sein. Ein Paar soll auch schöne Zeiten miteinander haben dürfen, auch im Wissen darum, dass es Themen gibt, bei welchen man sich uneins ist.

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