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AutorenbildDigital Praxis

Ja, aber. Oder: die kürzeste Form einer Neurose.

Menschen haben die Tendenz, zu einem Thema jaja-end zu nicken und mir zuzustimmen, wenn wir gemeinsam Einsichten generieren und Schritte zur Umsetzung besprechen. Gewiss haben einige, welchen meinen Post zu Egoismus und Egozentrik gelesen haben, das Gesagte unterzeichnet, verstanden, und dabei gedacht: «Ja, stimmt, ABER bei mir gibt es diese Ausnahme! Denn jenes spricht absolut dagegen!» Ich kenne das auch sonst aus meiner Praxis: PatientIn nickt, erkennt, dass sie/er etwas an ihrer Situation ändern möchte, aber verschiebt den Vollzug auf später. „Ja aber“ ist die verschönerte Version zu Nein. Wir haben ja eigentlich nur zwei Optionen: entweder ich mache etwas, oder ich mache es nicht. Ja, oder eben Nein. Entweder ist etwas wahr, oder es ist nicht wahr. «Ja aber» ist ein vorgetäuschtes Ja, de facto aber ist es ein Nein. 


Wenn ich bei der PatientIn dann nochmals ganz genau nachfrage, ob sie/er etwas nun nicht tut, erwidert sie/er: «Doch, ich tue es, aber...» Das Gespräch dreht dann zwar hundert Warum-und-Wieso-Runden, doch in praxi tut sie/er es also nicht. 


Nein sagen ist total in Ordnung! Man muss Dinge weder anpacken noch verändern, doch finde ich, muss es einem bewusst sein, dass man in dem Moment entschieden hat. Es gibt nicht mehr Wahlmöglichkeiten ausser einem Ja und einem Nein. Selbstverständlich darf man heute Nein sagen, um seine Entscheidung später nochmals zu prüfen. Die Auswahlmöglichkeiten werden aber wieder dieselben sein. 


Mein Wunsch an alle: Seid euch bewusst, dass ihr nichts ändern müsst. Aber versteckt euch nicht hinter einem Ja, aber, sondern seid ehrlich mit euch selbst. Therapien können unterstützend wirken, sollte man das Licht am Ende des Tunnels mal nicht sehen.

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