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Ich das meine, du das deine. Von getrennten Schlafzimmern, Teil II.

Vor zwei Wochen ging es ums Thema Zusammenziehen: in die erste gemeinsame Wohnung als Paar. Wenn zwei diesen Schritt planen, wagen, umsetzen, dann geht das gesamte Umfeld implizit davon aus, dass das Paar aufgrund des Beziehens der gemeinsamen Wohnung nicht nur diese, sondern auch das Schlafzimmer, das Bett und überdies noch die Decke teilt. In den Köpfen gibt es da – bis anhin – relativ wenig Spielraum. Denn wenn es mal nicht so ist, läuten bei allen schon die Alarmglocken – „Das kann doch nicht gut gehen!“. Doch, kann es. Es gibt nämlich auch andere Möglichkeiten, das Zusammenwohnen zu gestalten, und somit gibt es auch viele Paare, die auf separate Schlafzimmer schwören. Das kann sogar absolut sinnvoll sein.


Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen können: Vielfach haben Paare beispielsweise nicht denselben Tagesrhythmus, weil der eine beispielsweise früh raus muss und der andere bis spät arbeitet. Rhythmen können aber auch einfach wegen dem Lerche-Eule-Prinzip differieren. Und wenn dann die Lerche dreimal snoozt, bis sie aufsteht, kann das der Eule gehörig auf den Wecker gehen (tolles Wortspiel ;-)). Solchen Konflikten aus dem Weg zu gehen, sodass beide wirklich genügend Schlaf bekommen können, ist ein entscheidender Punkt. Schlafmangel führt ja bekanntlich nicht gerade zu einer entspannten Atmosphäre oder guten Nerven...


Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Schlafqualität. Forschungen zeigen, dass Männer besser schlafen, wenn sie mit Frauen in einem Bett liegen, und dass Frauen bedeutend schlechter schlafen, wenn sie einen Mann neben sich haben. Diese Sachlage ist also denkbar unpraktisch. Denn schlechter Schlaf hat einen sehr grossen Einfluss auf die Lebensqualität.


Neben diesen zwei eher rationalen Abwägungen kommt jetzt aber das grosse Veto dazu: Das gemeinsame Schlafzimmer ist eine heilige Kuh. Die wenigsten Paare trauen sich, die Schlafzimmer auseinander zu nehmen aus Angst, dass dies als Ende ihrer Beziehung gedeutet werden könnte und sowieso, was denken wohl die Nachbarn, die Schwiegermutter und Freunde, wenn sie das sehen?!! :-/  In Hinblick hierauf sind also viele negative Vorstellungen und Konnotationen vorhanden. Die Erfahrung zeigt aber genau das Umgekehrte und zwar, dass viele Paare sehr viel glücklicher sind mit getrennten Schlafzimmern: weil sie a. besser schlafen, und b. sich mehr Mühe geben müssen, um gemeinsame Paarzeit zu haben. Getrennte Schlafzimmer einzurichten bedeutet nämlich weder „weniger Liebe“ und noch „weniger Geborgenheit“ – aber es bedeutet mehr Raum für sich und seine Gewohnheiten zu haben. So kriegt der Partner nicht alles mit, und diese Distanz weckt wiederum Interesse. Sex muss öfters an einem anderen Ort stattfinden als im eigenen Bett, man muss mehr dafür aufwenden um überhaupt Sex zu haben, denn: rüberrollen und zwei Hände hinüberschieben geht nicht mehr. Um ein erfülltes Sexleben zu haben, muss man sich ohnehin bemühen. Die Gefahr, sich körperlich zu distanzieren und weniger Sex zu haben, ist also nicht zwingend da. Es gibt durchaus Paare, die mehr Sex haben, denn wenn sie dann mal nebeneinander im Bett liegen, dann... Vergleichsweise ist die Routine des Alltags viel bedrohlicher.


Also, liebe Paare, nur Mut! Denkt nicht zu fest an die vielen Konventionen und Erwartungen. Probiert es einfach mal aus, und wenn es passt, dann passt’s. Und wenn nicht, dann seid ihr schnell wieder beim anderen unter die Decke geschlüpft.

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