Je länger eine Beziehung dauert, desto weniger Sex hat man – das stimmt, und muss gleichzeitig doch nicht stimmen. In der Tat ist es aber so, dass ein Paar in den ersten sechs Jahren kontinuierlich weniger Sex hat. Intimität, Freundschaft, Liebe löst die erste Verliebtheit ab. Danach bleibt es für die nächsten 20-30 Jahre konstant auf dem gleichen Niveau.
Das tönt schon einmal nach sehr viel Frust. Und wenn man den größten Frust einmal überwunden hat, kann man sich sicher sein, dass es schlimmer nicht mehr wird. Das ist allerdings kein Trost, denn der Rückgang ist gewaltig: Kann man am Anfang die Finger fast nicht voneinander lassen, tun einem Kopf, Herz, Bauch und Seele weh, wenn man daran denkt, was sechs Jahre später noch davon übrig geblieben ist.
Am Anfang ist alles neu und aufregend, man profitiert vom Kennenlernen des anderen, zu lernen was der oder dem anderen gefällt und was nicht. Man einigt sich aber leider oft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Man reduziert das ganze immer mehr und mehr, man riskiert irgendwann nicht mehr so viel Neues. Schliesslich weiss man ja irgendwann auch, was die eine oder der andere mag, man macht nur noch das kleine Programm, und das kleine Programm macht man nicht mal mehr mit wahnsinnig viel Enthusiasmus. Klassischerweise wird man also faul, strengt sich nicht mehr so an, es ist ja gemütlich, huschhusch ein Quickie im Bett, Hinüberrollen zum anderen, ein wenig grabschen und dann ist’s wieder vorbei. Es bedeutet irgendwann einfach nicht mehr so viel. Autsch.
Es kommt aber nur soweit, wenn ein Paar nichts unternimmt – und man kann tatsächlich dagegen steuern. Und zwar, indem man sich Mühe gibt. Daran arbeitet. Das tönt zwar sehr unromantisch, aber es ist doch auch im restlichen Leben so: Wenn man etwas Spannendes am Leben erhalten möchte, dann muss man investieren. Das heißt jetzt nicht, dass man pro Abend 20 Stellungen und das komplizierteste Kamasutra ausprobieren muss und so weiter, sondern dass man versuchen muss, das Gegenüber durch eine erotische Brille anzuschauen, jede Berührung, die man macht, auch so zu meinen. Gleichzeitig aber beim eigenen Körper zu bleiben und versuchen zu spüren, was man geniesst. Zum Beispiel, wie fest man die Erregung spürt, wie man mit dieser Erregung spielen kann.
Wenn man es schafft, vom Sex zu profitieren, und nicht nur auf der Gefühlsebene, sondern auch auf der Erregungsebene extrem viel erlebt, dann möchte man auch weiterhin Sex haben und lässt ihn sich auch durch ein wenig Flaute nicht nehmen.
Es bräuchte also nur kleine Veränderungen in jedem Ablauf – indem man ein klein wenig mehr Intensität rein gibt, bleibt es per se spannender. Es braucht nicht riesige Veränderungen – denn diese macht man ein einziges Mal, danach wird es wieder zu mühsam. Lieber kleine Schritte unternehmen, minimale Veränderungen in die Abläufe einbauen, dafür aber stetig dranbleiben.
Und zum Abschluss ein kleiner, aber wertvoller Tipp: Liebe Paare, plant unbedingt wöchentliche Rendez-vous in euren Terminplan ein – denn jedes andere Ding im Leben plant ihr ja auch, das sollte also nicht sooo schwierig sein. Um einen kleinen Vergleich anzustellen: Leute, die keine Jahresplanung für ihre Ferien machen, gehen letzten Endes nicht in die Ferien, oder nur sehr selten, die anderen aber haben wunderbar Zeit für die eingeplanten Ferien und der ganze Rest hat auch noch Platz.
Kommt hinzu, dass man in den Ferien wesentlich entspannter ist, und je entspannter, desto mehr Zeit hat man, und desto mehr Lust hat man auch auf Sex. Da man aber nicht das ganze Jahr in die Ferien kann, sondern ja auch im hektischen Alltag Sex haben will, kommt man schlecht um einen Terminplan herum.
Ein kleines Fazit: Man muss sich Zeit nehmen. Dranbleiben, die Bereitschaft haben, Nähe entstehen zu lassen. Die Romantik für den Moment beiseite legen zugunsten der Zeit, die man einplant und miteinander verbringt.
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