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Mit offenen Karten: Gedanken zur Monogamie

Aktualisiert: 9. Okt. 2023

Monogamie – das ist die emotionale und sexuelle Treue. In den meisten Beziehungen, zumindest in unserem Kulturkreis, wird sie implizit erwartet. Sie wird als logisch empfunden, aber nicht ausgesprochen. Und doch wird sie immer wieder zum Thema: Dann, wenn sie in Frage gestellt wird. Durch irgendwelche Wünsche oder Bedürfnisse des einen oder der anderen, wenn der eine oder die andere sie nicht mehr möchte oder sich nicht daran gehalten hat. Alltag und Statistiken zeigen uns, dass so manches Paar Mühe hat damit, dieses monogame Modell zu leben, und mit der Aufrechterhaltung dieses Konzepts hadert, insbesondere in Langzeitbeziehungen. 50% der Ehen werden geschieden, in einem grossen Teil davon spielt Untreue dabei eine Rolle. Manchmal führt die Untreue zur Trennung, und manchmal gehen Menschen aber fremd, um einen Trennungsgrund zu haben.

Wieso dann diese Monogamie, könnte man sich fragen. Wichtig hierbei zu bemerken ist: Der Mensch ist eigentlich gar nicht gemacht für lebenslange monogame Beziehungen. Unsere Bedürfnisse, Fantasien, Wünsche und die Lust gehen immer in ganz viele verschiedene Richtungen und Endungen. Das ist auch gut so. Und sie verändern sich auch während dem Leben: Wenn wir Kinder kriegen möchten, interessieren wir uns beispielsweise für andere Männer- resp. Frauentypen, als wenn wir ganz jung sind. Es ist also viel mehr die Frage des Umgangs damit – ob ich allen Bedürfnissen nachspringe oder gewisse Sachen einfach unversucht lassen kann.

Eine Möglichkeit ist es anzuerkennen, dass es im Leben Dinge gibt, auf welche man verzichten muss. Dass es der eigene freie Wille ist zu sagen, dass man etwas nicht bekommt, das man will, dass man eine Grenze wahrnimmt und merkt, dass man diese nicht überschreiten kann, obwohl es gerade seeehr weh tut.

Dabei ist es wichtig, sich immer wieder klarzumachen, dass es normal, gut und richtig ist, dass man sich für andere interessiert. Denn dies zeigt auf, dass der oder die eine nicht die einzig wahre Person ist und auch etwas Neues kommen darf, wenn diese eine Person weg ist.

Es gibt viele Leute, die diesem Klintsch mit ihren biologischen Bedürfnissen Rechnung tragen, offene Beziehungen führen, polyamor leben, was durchaus eine Variante darstellt. Das A und O ist, dass man darüber spricht und den Rahmen der Beziehung genau definiert. Gemeinsam als Paar. Man sollte sich unbedingt damit auseinandersetzen, sich bewusst werden, was man will, und damit, was für Konsequenzen auf einen zukommen mit dem Art Modell, das man wählt.

Fakt ist: Laut Umfragen wünschen sich die meisten Menschen immer noch eine monogame Beziehung. Einerseits sind es Ideale, Träume und Wertvorstellungen, die wir gelernt haben, andererseits stecken Ängste dahinter, wie zum Beispiel den anderen zu verlieren. Monogamie vermittelt aber auch ein Gefühl von Sicherheit, Struktur, Vorhersehbarkeit und Kontrolle. Denn man kann davon ausgehen, dass der andere nur einem selbst „gehört“.

Fakt ist aber auch, dass sich bei einigen die Bedürfnisse ändern oder die Lust aufkommt, etwas anderes zu probieren. Um es entweder für gut oder eben auch weniger gut zu taxieren.

Und was ist, wenn dieser Veränderungswunsch kommt? Heute haben wir sozial und ökonomisch eher die Möglichkeit, diesen Ideen auch nachzugehen. Heute MUSS man nicht mehr monogam leben, man KANN. Und daher muss man sich manchmal auch damit auseinandersetzen und sich entscheiden, was man will.

Fazit:

Das Traumbild dieser lebenslangen Treue weicht ab von der Realität – Monogamie fliegt einem nicht einfach zu. Man kann aber lernen, dieses Traumbild mit viel Arbeit und emotionalem Aushalten aufrechtzuerhalten. Den Aufwand dafür muss man dabei selber betreiben. Das Wissen um die abweichenden, biologischen Bedürfnisse kann einem dabei helfen auszuhalten, in einer monogamen Beziehung zu bleiben und zu akzeptieren, dass sie phasenweise einfach *scheisse* ist.

Durch gewünschte und verbindliche Monogamie kann man aber auch viel gewinnen: Eine Intimität und Nähe, die man erst erlangen kann, wenn man viele Jahre und viele Phasen zusammen erlebt und durchlebt hat.

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