Schlafzimmer-Studien sind faszinierend, waren sie schon immer, man kuckt ja gerne über Gartenzäune und vergleicht. Studien über „Wie oft hat der Durchschnittsmensch Sex pro Woche“ sind die Klassiker dabei, und auch ich habe in meiner Lizenziatsarbeit eine gross angelegte Studie zum Sexualverhalten der deutschsprachigen SchweizerInnen durchgeführt, woraus das Schweizer Fernsehen dann sogar einen DOK gemacht hat.
Studien und Statistiken sind äusserst spannend, wenn auch nicht immer sehr repräsentativ. Das sei nun aber mal dahingestellt. Nun, in einer Studie zum Thema „Sexuelle Fantasien“ gaben die Hälfte der Frauen und Männer an, sie würden ihre sexuellen Fantasien in ihren Beziehungen nicht ausleben. Dieses Resultat überrascht – aber im Positiven. Ich wäre nämlich, ganz ehrlich, davon ausgegangen, dass es weniger sind.
Dass es gewiss nicht mehr sind, ist für mich total logisch. Denn: Es ist ein sehr einfacher Prozess, welchen die (meisten) Paare durchlaufen. Am Anfang trifft man sich, beide haben ihr sexuelles Erleben, man probiert ganz vieles miteinander aus, und reduziert dann aber das Repertoire sehr schnell. Und zwar aufgrund der Feststellung, dass das eine dem Gegenüber nicht so sehr gefallen hat, das andere nicht so recht geklappt hat, er dort die Nase gerümpft oder sie da irgendwie verstört gekuckt hat. Als liebevoller Partner sortiert man automatisch aus, bis man nach rund sechs bis neun Monaten Beziehung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner landet – und dort bleibt. Und zwar für ziemlich lange.
Bezüglich sexueller Fantasien verläuft es dann etwa so: Jedes Mal im Bett (oder anderswo), wenn man denkt, dass jetzt doch eigentlich eine Fantasie hochkäme, die einen reizen würde, dann braucht es extrem viel Mut, die Dinge beim Namen zu nennen. Daie Risiken, die mit einer Offenbarung verbunden sind, werden als sehr hoch eingeschätzt, weil das Gegenüber negativ reagieren könnte. Viele sagen auch, dass sie Angst hätten, den Partner mit ihrer Fantasie zu schockieren. Man hat ja schliesslich ein Bild von ihr resp. ihm, und die eigene Fantasie würde nicht zu diesem passen. Allerdings: Nicht jede Fantasie will man leben, und ganz viele Fantasien fühlen sich in der Realität auch ganz anders bis total doof an – diese Fantasien muss man demnach auch gar nicht ansprechen beziehungsweise umsetzen.
Oftmals ist das ausbleibende Gespräch aber Ausdruck für das Gefühl sich selbst gegenüber: Man merkt, dass man sich vielleicht ein wenig schräg findet mit dem, womit man fantasiert, ja dass man sich sogar als absurd oder pervers empfindet, so etwas zu wollen. Und genau hier scheitert es – weil man denkt, dass man sich dem anderen ja nicht zumuten könne. Und wenn das Gegenüber dann auch noch negativ reagiert, dann sind sowieso Hopfen und Malz verloren.
Nun, wie kommt man aus dieser Zwickmühle heraus? Mit meinem Alleskönner: Der Kommunikation! Unbedingt ansprechen, sowas! Unbedingt sich zeigen mit seinen Bedürfnissen, auch einfordern, dass man wieder miteinander spielen und ausprobieren will, weil die Sachen auch schiefgehen dürfen – es darf im Bett peinlich sein, oder auch mal verkrampft. Das ist total in Ordnung. Sex soll nichts allzu Ernstes sein, sondern Spass machen. Und da gehört es auch dazu, dass man über sich selber lachen kann. Denn wenn man den Spielprozess nicht wieder aufnimmt, dann wird es unglaublich langweilig beim Sex, und logischerweise hat man dann früher oder später keine Lust mehr auf diesen langweiligen Sex, und dann – ja, blöd.
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