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Was ist eigentlich ein Fetisch?

Aktualisiert: 9. Okt. 2023

An sich ist ein Fetisch nichts anderes als die Gewöhnung an ein bestimmtes Objekt, die im Normalfall im Kindesalter entstanden ist. Zur Veranschaulichung am besten gleich ein Beispiel, wie ein Fetisch entstehen kann: Er wühlt in der Unterwäscheschublade der Mutter, tut etwas „Verbotenes”, und ist aufgeregt, vielleicht leicht erregt, dabei. Das ist eigentlich noch nichts Komisches oder gar Schlimmes. Er macht es wieder, weil er neugierig ist, ob das (schöne) Gefühl wieder auftritt. Und wieder, und wieder, und wieder, auf der Suche nach dem schönen Gefühl, das er mit diesem einen Objekt auslösen kann. Kreative Männer überlegen sich, ob ihnen dies auch mit anderen Gegenständen, zum Beispiel Schuhen, oder mit der Hand gelingt. Andere aber fokussieren immer mehr auf dieses eine Objekt oder Szenario – und genau diese Spezialisierung auf das eine Objekt oder Szenario ist es, welches überhaupt zum Problem werden kann.

Häufig kommen Männer in die Praxis, die merken, dass ihnen diese Ausschliesslichkeit des Fetisch nicht mehr passt. Abgesehen davon, dass es ihnen peinlich ist, ein Fetisch sozial nicht akzeptiert ist, sind das „Problem“ oder die Ursache für ihr Kommen vor allem ihre PartnerInnen. Viele Männer mit Fetisch sind vollkommen liebesfähig, damit hat das gar nichts zu tun. Aber irgendwann kommt der Wunsch einfach auf, ihren Fetisch mit der Freundin/dem Freund zu teilen. Vielleicht auch, weil es schwieriger geworden ist, anders eine sexuelle Erregung zu bekommen.

Einige PartnerInnen versuchen am Anfang, den Fetisch irgendwie zu integrieren. Zum Beispiel in Form einer Zwischenlösung – beispielsweise Unterwäsche statt Latex. Prinzipiell ist das zwar eine gute Idee, aber eine Zwischenlösung erfüllt nicht den Zweck des Fetisch. Denn der Wunsch beim Mann wird bleiben, oder gar zunehmen. Früher oder später wird das Bedürfnis wieder in derselben Stärke aufkommen – weil er ganz einfach nicht das bekommt, was er braucht.

Nehmen wir als Beispiel Lackstiefel: Die Frau mag das erst gar nicht als so schlimm empfinden. Die ersten sieben Mal findet sie es vielleicht sogar lustig und erregend. Aber irgendwann wird sie mal ohne Stiefel wollen. Für ihn wird es kaum mehr gehen, wenn die Lackstiefel nicht dabei sind. Sie wird dies möglicherweise persönlich nehmen und denken, dass es beim Sex gar nicht mehr um sie als Frau, als Person, sondern um die Lackstiefel geht. Das gibt dann schnell Feuer unter dem Dach, insbesondere in längeren Beziehungen. Gibt man sich am Anfang einer Beziehung noch experimentierfreudiger, denkt man später: „uff, und jetzt soll ich für den Kerl auch noch diese Lackstiefel anziehen?!” Spätestens dann! kann Mann etwas tun.

Es ist ein sehr belastendes Thema, für beide: Sie kann/will ihm nicht geben was er will, und er weiss, dass er nicht fordern kann/will, was er braucht. Genau aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dieses Thema gemeinsam anzugehen. Andernfalls wird es über die Jahre nur komplizierter.

Doch was kann man tun? Das ist gar nicht so einfach. Kann sie damit leben, dass sie einfach seine Wünsche nicht erfüllt? Oder dass es ein Teil ist von ihm, den er sich woanders erfüllt? Oder muss er auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse verzichten? In erster Linie muss das Paar seinen Beziehungsrahmen gemeinsam definieren, darüber verhandeln, wozu wer bereit ist. Und findet sich keine Einigung, sollte er eine Therapie starten, um zu lernen, auch anderen Sex zu haben.

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